Zarenglocke



Ein weiteres markantes Erzeugnis russischer Gießermeister ist die 6,14 Meter hohe Zarenglocke, die ebenfalls am Iwanplatz an dessen Kreuzung mit der Borowizki-Straße auf einem speziell gefertigten Sockel steht. Auch sie wurde kein einziges Mal ihrem eigentlichen Zweck nach verwendet.

Die Glocke wurde im Jahre 1735 vom Gießermeister Iwan Motorin und seinem Sohn Michail gefertigt. Dazu wurde an speziell aufgebauten Schmelzöfen rund 200.000 kg Metall aufbereitet, wobei ein Großteil davon Reste einer 1655 hergestellten und 1701 bei einem Brand abgestürzten Glocke waren.[51] Der Gießvorgang brachte den Motorins enorme Schwierigkeiten und glückte erst im zweiten Anlauf. Noch bevor die fast fertige Riesenglocke aus ihrer Gießgrube gehoben werden konnte, kam es im Jahre 1737 im Kreml erneut zu einem Großbrand. Die Glocke wurde vom Feuer erfasst, erhitzte sich und zersprang schließlich, als kaltes Löschwasser auf sie gelangte. Es entstanden an mehreren Stellen Risse, und ein größeres Stück Metall spaltete sich ab. Bis heute steht dieses Stück neben der Glocke.

Nach dem Feuer geriet die beschädigte Glocke, die nicht mehr zum Läuten zu verwenden war, über längere Zeit in Vergessenheit und wurde erst ein Jahrhundert später, nämlich im Jahre 1836, mit viel Aufwand aus der Grube gehoben und auf ihrem heutigen Standort aufgestellt. Seitdem zählt sie zu den bekanntesten Denkmälern auf dem Kremlgelände. Sehenswert sind an der Glocke neben ihren ungewöhnlich großen Ausmaßen die Ornamente, mit denen sie bei ihrer Herstellung ausgeschmückt wurde. Sie beinhalten unter anderem barocke Pflanzenornamente, Medaillonabbildungen von Heiligen sowie Ganzkörperporträts von Kaiserin Anna und Zar Alexei in Paradegewändern.